Historische Meisterschaft nach verwandeltem Matchball
Drei Spieltage vor Ende der Saison wollte es der Spielplan der Brandenburg-Liga, dass der direkte Verfolger des Tabellenspitzenreiters, die HSG RSV Teltow Ruhlsdorf, bei der Reserve des LHC Cottbus antreten musste und dabei nicht über ein 27:27 Unentschieden hinauskam. Dieses Spiel fand bereit zwei Stunden vor dem Anwurf im Lübbener Blauen Wunder statt. Hier traf der diesjährige Ligaprimus HC Spreewald auf den abstiegsbedrohten HSV Wildau 1950.
Durch dieses überraschende Ergebnis in Cottbus war bereits vor Spielbeginn klar, dass der HC drei Matchbälle hat, um nach drei aufeinanderfolgenden Vizemeisterschaften den Meistertitel in Brandenburgs höchster Spielklasse einzufahren. Im Hinblick auf die noch ausstehenden Partien (Wildau, Lübbenau und Cottbus) und dem dünn besetzten Kader (ohne Paul Meisner, Tobias Lubig, Jonathan Weske, Erik Handke) waren Trainer und Spieler gewillt bereits die erste Chance zu nutzen. Der HSV Wildau ging jedoch hoch motiviert ins Spiel und stellte zu Beginn einen starken 6:0-Abwehrblock, der den HC vor große Probleme stellte. Folgerichtig setzten sich die Wildauer schnell auf 0:4 (6.) ab. Die Gurkentruppe agierte dabei auch in der Abwehr zu passiv und ermöglichte den Gästen so einfache Einwurfmöglichkeiten. Erst in Überzahl konnte Jens Kranick (2 Tore) nervenstark per Strafwurf zum 2:5 (8.) verkürzen. Der HSV blieb jedoch weiterhin spielbestimmend, erarbeitete sich die Bälle und fand im Angriff immer wieder den besserplatzierten Nebenmann (3:7, 12.). Als bei angezeigten Zeitspiel Pascal Freund sehenswert das Spielgerät unter die Latte knallte (4:7, 13.) waren die Spreewälder im Spiel angekommen. Nachfolgend gewann der Gastgeber die erste Unterzahlsituation mit 2:1 (7:8, 16.) und konnte durch drei weitere, aufeinanderfolgende Tore durch Kapitän Nils Werner, Florian Beyer und Chris Guhrenz das Spiel drehen (10:8, 21.). Dabei spielte die nun offensive 4:2-Abwehr der Gäste den Spreewäldern in die Karten. Diese nutzen zwar nicht immer spielerisch ansehnlich, aber mit Kampf und Willen die sich bietenden Lücken. Alonso Berlanga Izan (3) hielt die Wildauer bis zur Halbzeitpause (13:12) jedoch weiterhin in Schlagdistanz.
Der Beginn des zweiten Spielabschnitts verlief weiterhin auf Augenhöhe. Beide Seiten scheiterten dabei mehrmals im Torabschluss, so dass sich bis zum 17:16 (45.) keiner der Kontrahenten absetzen konnte. Die Schiedsrichter verhingen nun jedoch mehrere Zeitstrafen, u.a. gegen Abwehrorganisator Bert Orbanz. In Unterzahl profitierten die Spreewälder von einfachen Ballverlusten der Gäste und wichtigen Paraden durch Daniel Wegner, so dass Florian Beyer und Chris Guhrenz auf 19:16 (47.) erhöhen konnten. Als sich in diesem harten, aber niemals unfairen Schlagabtausch plötzlich nur noch jeweils vier Feldspieler gegenüberstanden, trafen Nils Werner und abermals Florian Beyer zum 22:17 (54.). Die Abwehrreihe des HC stand nun sattelfest, erarbeitete sich die Bälle und vollendete im Angriff nervenstark. Beim vorentscheidenden 24:17 (55.) war den Spielern, Trainern und zahlreichen Zuschauern klar, dass am heutigen Tag Geschichte geschrieben wird. Die letzten Spielminuten agierten die Wildauer in Manndeckung. Davon ließ sich die Gurkentruppe jedoch nicht beeindrucken. Sie nahm im Angriff gekonnt Zeit von der Uhr und leisteten sich keine unnötigen Zeitstrafen. Das letzte HC-Tor war Danilo Wendt vorbehalten. Danach kannte der Jubel und die Freude über dieses historische Ereignis in der zehnjährigen Vereinsgeschichte keine Grenzen mehr. Spieler und Trainer lagen sich nach dem 25:20 Endstand freudestrahlend in den Armen. Die Fans honorierten diese erfolgreiche Saison mit stehenden Ovationen und feierten mit dem gesamten Team diesen besonderen Tag.
Nach jahrelangen Entbehrungen und vielen Rückschlägen belohnen sich die alten Hasen – die teilweise schon seit 2010 in der ersten Männermannschaft zusammen spielen – und das Trainergespann Wolschke/Zwieb mit diesem Titel.
Ein besonderer Dank geht an die zahlreichen Fans, die trotz des schönen Wetters den Weg in die Halle gefunden hatten. Auch am kommenden Wochenende können sie nach kurzer Anreise das Team in Lübbenau unterstützen. Die TSG spielt eine durchwachsende Saison, erlaubte sich jedoch bisher nur eine Niederlage in der heimischen Blau-Gelb-Arena. In der engen und oftmals hitzigen Halle ist ein heißer Schlagabtausch zu erwarten. Anpfiff ist am Samstag, den 28.04. um 18:00 Uhr. Frühes erscheinen sichert gute Plätze!
Bereits jetzt sei auch auf den letzten Heimspieltag des HC am Samstag, den 05.05. hingewiesen. Zum kleinen Derby gegen den LHC Cottbus II (Danke für eure Schützenhilfe) und zur nachfolgenden Saisonabschlussfeier mit Pokalübergabe sind alle Spreewälder gern gesehene Gäste im Lübbener Blauen Wunder.
Es kämpften und siegten für den HC Spreewald: Florian Kleindienst und Daniel Wegner (beide im Tor), Florian Beyer (6), Bert Orbanz, Danilo Wendt (2), Ingolf (Handballgott) Burisch, Pascal Würfel, Chris Guhrenz (5), Pascal Freund (3), Jens Kranick (3/2), Tim Glowinkowski und Nils Werner (6/1).
CG