Spreewälder Handballspektakel

Am vergangenen Samstag trafen in der ausverkauften Blau-Geld-Arena die beiden Brandenburg-Liga-Kontrahenten, die TSG aus Lübbenau und die Spielgemeinschaft des HCs, zum Spreewald-Derby aufeinander. Das Topspiel des achten Spieltags (Vierter vs. Dritter) versprach viel Brisanz, war durch Kampf und Leidenschaft geprägt und am Ende an Dramatik nicht zu überbieten.

In der Vorsaison reiste die Gurkentruppe als bereits feststehender Meister nach Lübbenau, lag über weite Strecken des Spiels zurück und führte dennoch, dank eines beherzten Zwischenspurts, kurz vor Schluss mit zwei Toren. Dieser Vorsprung wurde jedoch in der Schlussminute leichtfertig verspielt (29:29). Neue Saison – alte Problematik? Ohne Kapitän Nils Werner und Tobias Lubig, sowie mit einem angeschlagenen Pascal Freund und einem erst ins Training zurückgekehrten André Zogbaum waren die Voraussetzungen nicht optimal. Vor allem für die Rückraum- und Kreisspieler hieß es somit Schwerstarbeit gegen eine vollbesetzte TSG-Bank zu verrichten. Trainer Mirko Wolschke machte nach dem Spiel allen Akteuren ein Kompliment für die gezeigte Leistung, auch wenn ein Doppelpunktgewinn überflüssigerweise wieder verschenkt wurde.

Im ersten Spielabschnitt dominierten die beiden Abwehrreihen das Spielgeschehen. So stand es nach einem Treffer von Jörn Grötschel nach elf Spielminuten erst 2:3. Die Partie nahm jedoch langsam an Fahrt auf. Die an diesem Tag treffsichersten Schützen der TSG – Marius König vom Siebenmeterpunkt, sowie Thomas Werban und Justin Suhl über die Außenpositionen – bringen den Gastgeber mit 5:3 (16.) in Führung. Gegen eine agile und aggressive Lübbenauer Abwehr fehlte es dem HC-Angriff an Durchsetzungs- und Durchschlagskraft. In doppelter Überzahl wird jedoch konsequent über Danilo Wendt und Jens Kranick abgeräumt (5:5, 19.). Durch drei Tore von Chris Guhrenz zum zwischenzeitlichen 6:8 (24.) setzen sich die Gäste erstmals leicht ab, um wenig später, nach konsequent ausgespielter zweiter Welle, wiederholt den Ausgleich (8:8, 25.) hinzunehmen. So geht es mit einem torarmen 10:10-Unentschieden in die Halbzeitpause.

Zu Beginn des zweiten Abschnitts gelingt es weiterhin keiner Mannschaft sich entscheidend abzusetzen. Die Spreewälder Hintermannschaft um Erik Handke und Jörn Grötschel tritt immer wieder rechtzeitig gegen den wurfgewaltigen TSG-Rückraum Wilde/Wahnschaffe heraus und hat zusätzlich in Daniel Wegner einen sicheren Rückhalt. Auf der Gegenseite trifft Christian Krause per wuchtigem Unterarmwurf in den Winkel zur wiederholten Zwei-Tore-Führung (14:16, 40.). Aufgrund der fehlenden Wechseloptionen im Rückraum besinnt sich der HC nunmehr auf einen ruhigen Spielaufbau. Durch die Manndeckung gegen Chris Guhrenz muss zudem die Spielgestaltung durch Jörn Grötschel übernommen werden. Pascal Freund als Entlastung und die Achse Krause–Handke bringen in einem kurzen Zwischenspurt die erste deutlichere Führung (15:19, 45.), die durch Danilo Wendt (2) bis zur 51. Minute (17:21) aufrecht gehalten werden kann. René Sewald reagiert daraufhin mit dem nötigen Team-Timeout und bringt mit Dustin Trenkmann (2) auf Halblinks weitere Torgefahr (19:21, 54.). Die Gastgeber verkürzen nachfolgend immer wieder auf ein Tor. Trotz Zeitspiels hat der HC Spreewald mehrfach die Chance sich wieder leicht abzusetzen, verzweifelt jedoch an einem in der Schlussphase blendend aufgelegten Florian Verhoeven. Nichtsdestotrotz liegt die Gurkentruppe in der 58. Spielminute mit 22:24 in Führung, um nach nur wenigen Sekunden den 23:24-Anschluss hinnehmen zu müssen. Beide Mannschaften kämpfen bedingungslos um jeden Zentimeter, agieren allerdings in einer hitzigen Endphase zuweilen überhastet. In der offenen Manndeckung der Lübbenauer erhalten diese 25 s vor Abpfiff das Spielgerät zugesprochen. Allerdings stimmt die Zuordnung im Rückzugsverhalten des HCs, sodass Dustin Trenkmann kein freier Abschluss gegeben wird. Ein wohlmöglich letzter, direkter Freiwurf von weit rechts außen wird bei vier Sekunden auf der Uhr durch einen frühzeitig herausstürzenden HC-Akteur unterbunden, sodass dem sächsischen Schiedsrichtergespann keine andere Wahl bleibt, als einen – nach neuen Regeln – konformen Strafwurf auszusprechen. Diesen verwandelt schlussendlich der an diesem Tag zum Lübbenauer König aufgestiegene Marius K. zum 24:24-Ausgleich.

Damit entführt der HC Spreewald als erstes Team in dieser Saison einen Punkt aus der Lübbenauer Arena, muss sich dabei aber selbst den Vorwurf gefallen lassen, dass durchaus mehr drin gewesen wäre. Viele Sympathisanten und Schlachtenbummler fanden den Weg in die Halle und gaben diesem Schlagabtausch einen würdigen Rahmen, der Werbung für den Handballsport im Spreewald war. Wer nicht vor Ort war, hat sicherlich etwas verpasst.

Nichtsdestotrotz bleibt die Tabellensituation unverändert. Brandenburg (16:0 Punkte), Teltow (13:3) und der HC (12:2) führen weiterhin das Brandenburg-Liga-Tableau an, gefolgt vom Mittelfeld um Lübbenau und Rangsdorf (jeweils 9:7). Für die verbleibenden drei HCS-Spiele in diesem Jahr heißt es sich einzuspielen (Grünheide II, Bad Freienwalde), um am dritten Adventwochenende für den selbsternannten Titelfavorit aus Brandenburg bereit zu sein.

 Es spielten:

für den HC Spreewald: Florian Kleindienst und Daniel Wegner (beide im Tor), Danilo Wendt (5/3), Toni Alfred Koppatz, Jörn Grötschel (1), André Zogbaum, Tim Glowinkowski, Chris Guhrenz (3), Erik Handke (5), Christian Krause (5), Pascal Freund (3) und Jens Kranick (2).

für die TSG Lübbenau 63: Lars Kasper und Florian Verhoeven (beide im Tor), Nicola Kuhlmey, Thomas Werban (6), Justin Suhl (4), Dustin Trenkmann (3), Stefan Richter (2), Henrik Wahnschaffe (1), Tobias Werban, Marius König (5/5), Julian Maczko, Joey Domann, Christoph Wilde (4) und Vincent Jauer.

CG